Donnerstag, 23. Oktober 2008

Mode & Kosmetik

Ich liebe schöne Kleidung. Es macht mir Freude, meine weibliche Figur mit entsprechender Mode zu schmücken und
stundenlang kann ich in Magazinen blättern und den Anblick der glamourösen Damen genießen, die dort auf roten Teppichen in Roben flanieren. Einfach ein Vergnügen.
Genauso wie es am Samstagabend oder vor einem Date das schönste am ganzen Abend ist, sich herzurichten. Wie sehr freue ich mich über Einladungen zu Hochzeiten, weil sie mir endlich wieder eine Gelegenheit bieten, mich herauszuputzen.
Mit dieser Vorliebe stehe ich nun wahrlich nicht allein da.
Zu meiner Teenie-Zeit in den 90ern trafen wir Mädchen uns schon Stunden bevor wir in die Clubs fuhren um uns zu stylen. Der Trend des Jahrzehnts: Bauchfrei.
Hätte es uns nicht gefallen, hätten wir es nicht getragen!

Und obwohl die Betonung unserer Schönheit für uns Mädchen so eine wichtige Rolle spielte und wir dieser Leidenschaft ausgiebig nachgingen: Laut sagen durften wir das nicht!
Wieder eines der ungeschriebenen Gesetze unserer Gesellschaft.
Wer seine Schönheit gern unterstreicht gilt schnell als oberflächlich, lässt sich in eine vorgeschriebene Rolle zwingen, macht sich zu dem Objekt, das die Männer haben wollen. Diese Kenntnisse gehören zum Allgemeinwissen unserer Zeit.
„Schönheit ist (...) eine Waffe gegen Emanzipation“, schreibt z.B. Alice Schwarzer in ‚Der große Unterschied’. „Das fatalste (...) am Schönheitsdiktat ist, dass Frauen die Regeln nicht selbst bestimmen (...). Sie können sich ihnen nur beugen. (...)
Gebot Nr. 1: Du musst begehrenswert sein, also schön. Ob du schön bist oder nicht (...) das bestimmen Männer. Die Jagd (nach Schönheit) hält die Frauen (...) von Sinnvollerem ab. (...) Zum Beispiel vom Erobern der Welt.“
Da war es wieder: Wir versklavten uns!
Wir taten etwas Falsches, etwas Schlimmes, etwas das man uns aufzwang und das uns nur schaden konnte.

Doch warum bedeutete es so ein Unbehagen und so eine Anstrengung für uns, es nicht zu tun?
Ich weiß noch, dass meine beste Freundin und ich einmal beschlossen ungestylt auf eine Party zu gehen. Im Pulli, ungeschminkt und mit lockerem Haar verbrachten wir diesen Abend auf einer Geburtstagsparty – blöde Kommentare gab es nicht und doch fühlten wir uns den ganzen Abend mieß. Gute Laune kam nicht so recht auf, zum flirten hatten wir auch keine Lust und wir gingen ziemlich früh nach Hause, weil wir uns einfach nicht wohl fühlten. Ein Teenie-Experiment.
Nach all dem Geschwafel um uns herum hatten wir eigentlich erwartet irgendetwas Gutes zu fühlen, vielleicht etwas Befreiendes, so wie es uns permanent suggeriert wurde. Funktionierte nicht.

Also gut, so ging es leider nicht. Wir machten weiter mit dem verpönten „Aufstylen“ und hatten weiter ein schlechtes Gewissen.
Warum taten wir das? War es so, wie es immer hieß: man wurde zu etwas gemacht was man nicht ist. Waren wir in etwas gezwungen worden, als das wir nicht auf die Welt gekommen waren? Ging es darum Männern zu gefallen?
Ich muss hier mal klarstellen, dass ich noch nie, nicht eine Sekunde, wenn ich ein rosafarbenes, mit Glitzersteinchen verziertes Kleidungsstück sah, daran dachte dass ich darin auf Männer „begehrenswert“ wirken könnte!
Als Kind, schon gar nicht!
Das konnte es nicht sein...
Irgendwann brachte dann der Zeitgeist eine passende Antwort und einen Ausweg aus der Situation sich rechtfertigen zu müssen oder ein schlechtes Gewissen zu haben: „Ich tue das für mich!“, war die einhellige Antwort auf unangenehme Fragen und die einzige Antwort, auf so ziemlich alles was man gern tat und andere einem mieß machen wollten.

Wie nebenbei lernten wir so übrigens, dass in unserer Gesellschaft Dinge immer erst erlaubt waren, wenn man eindeutig beweisen konnte dass man sie „nur für sich“ tat.

Ich tue das also für mich! Und es stimmte einfach!
Ich fühlte mich schließlich unwohl, wenn ich nicht zurechtgemacht war.
Ich hatte dann permanent im Hinterkopf, dass meine Haare nicht sitzen, meine Augenringe einfach zu dunkel sind und meine Haut ohne Rouge fahl aussieht!
Es war wie mit der Hausarbeit: Stumm forderte mich jedes unstimmige Detail dazu auf beseitigt zu werden. Und richtig konzentrieren konnte ich mich auch erst, wenn meine inneren Schalter auf „schön“ standen. Der Maßstab dafür, den bestimmte ich! Entweder gefielen mir meine Haare oder eben nicht, und anstrengend war für mich nur, diesem Impuls nicht nach zu geben! Ein inneres permanentes Gegenandenken und doch nicht damit durchkommen.
Zur Schule war ich nicht erst bereit, wenn meine Hausaufgaben gut gemacht waren – nein – wirklich bereit war ich, wenn ich zudem fertig zurechtgemacht war. Egal in welcher Lebenssituation!
Das war einfach so.

Seit dem Erfolg der TV-Serie „Sex and the City“ scheint dies auch erlaubt zu sein. Meiner Meinung nach einer der Gründe, weshalb diese Serie so überaus erfolgreich wurde. War uns Frauen doch von Klein auf an vermittelt worden, dass wir etwas Schlechtes taten – so genossen die vier Protagonistinnen es doch offen und froh, sich zurecht zu machen.

Jedoch hat sich nicht wirklich viel verändert – man darf es, aber es darf einem nicht wichtig sein. Man darf es, wenn man als Frau erfolgreich im Berufsleben steht, quasi ein Statussymbol: Ich habe es so weit gebracht, dass ich mich stylen kann ohne als „blödes Weibchen“ da zu stehen, schließlich stehe ich in der Berufswelt meinen Mann!
Man darf es also nur dann, wenn der ultimative Beweis dafür erbracht ist, dass man sich emanzipiert hat – also den Ansprüchen der Gesellschaft an uns Frauen genügt!
Für alle anderen bleibt es ein Vergehen.

Somit bleibt die Liebe der Frauen zur eigenen Schönheit dass, was sie in dieser Gesellschaft auch sein soll: etwas verpöntes über das man als Frau nicht zu viel sprechen sollte und ein Luxus, den man sich vielleicht gönnt, wenn man niemandem mehr etwas beweisen braucht...

...wie kann denn etwas, das also als unwichtig erkannt wurde, mit ausschlaggebend sein für die tägliche Grundstimmung, für so viel Vergnügen und Freude, für so viel Genuss – dass es sogar zum ultimativen Sahnehäubchen mutiert und den Umstand krönt, sich alles andere bereits verdient zu haben?

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